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Tod, wo ist dein Segen, Tod, wo ist dein Sinn? Ich kann dich nicht begreifen oder fassen. Du drängst alles, neu zu werden, lässt mich nicht so, wie ich bin. Wo ich halten möchte, zwingst du mich, zu lassen. Tod, du lehrst mich Fürchten, Tod, du machst mir Angst. Wie soll ich dich jemals akzeptieren? Jener unheimliche Bogen, den du über uns spannst, mahnt uns: Was wir haben, werden wir verlieren. Wenn wir dir doch trauen könnten, dass du uns nichts Böses willst, nur uns heimführ‘n wie eine sorgende Mutter. Dann verflöge unser Unbehagen, löste sich in Luft, und wir sähen: Du bist nur des Schlafes Bruder, Bruder Tod, Bruder Tod. Tod, was ist deine Absicht, Tod, was ist dein Ziel? Warum kommst du mir jetzt schon in den Sinn? Mein Ende ist noch gar nicht da, da verdirbst du mir schon das Spiel. Todesgedanke, was ist dein Gewinn? Du begrenzt jedes Ereignis, lässt jeden Moment vergeh‘n. Jeder Augenblick verrinnt, verklingt, und eben dadurch schätzen wir ihn erst, wird er uns kostbar, und somit lässt der Gedanke an dich uns tiefer leben, Bruder Tod, Bruder Tod. Wenn ich mich auch noch so wehr‘, du kommst näher, du kommst her. Klopfst du an die Tür, wär ich lieber nicht daheim. Lass ich mich fallen, lass ich los, leg ich mich dir in den Schoß, (ja) dann hältst du mich, und dann schlaf ich ein, Bruder Tod, Bruder Tod, Bruder Tod.